Die Geschichte unseres Tennisclubs 1899 Blau-Weiss beginnt nicht erst mit dem genannten Gründungsjahr, sondern bereits deutlich früher.
Berlin befand sich in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts in einer geradezu explosiven Entwicklung. Die Stadtmitte erhielt ein neues Gesicht während sich zugleich die Stadtgrenzen immer weiter hinausschoben. Dies machte die Stadt zu einem unruhigen Pflaster, das für Kinder und Jugendliche sicherlich faszinierend, aber nicht ungefährlich war.
Einige gut situierte Familien sahen dies mit Sorge. Um ihre Kinder besser vor den Gefahren der Stadt zu schützen, schlossen sie sich um 1890 zu einer „Berliner Spielplatzgesellschaft“ zusammen, pachteten Gelände unweit des Nollendorfplatzes im damals noch selbständigen Schöneberg und errichteten darauf eine Spielplatzanlage. Sie bestand im Wesentlichen aus einem Rasenplatz von der Größe eines Fußballfeldes, einigen zusätzlichen kleineren Spielflächen und ein paar Holzlauben drum herum. Außerdem gab es anfänglich 2 Tennisplätze zur Nutzung durch die Mitglieder der Gesellschaft und zahlende Gäste. Diese Plätze wurden ihrer Qualität wegen stark nachgefragt, so dass man bei nachfolgenden Anlagen ihre Zahl auf schließlich 14 erhöhte. Damit entwickelte sich die Spielplatzgesellschaft mit ihrem Gelände zum Zentrum des Berliner Tennissports und gab zudem einigen Neugründungen von Tennisvereinen ein Zuhause.
Die neue Spielplatzanlage in Schöneberg zog viele Jugendlicher an und bildete schnell einen beliebten Treffpunkt. Vor allem das Tennisspiel faszinierte die Schüler und weckte in ihnen den Wunsch, es ebenfalls zu versuchen. Dies war jedoch schwierig zu verwirklichen, da die dominierenden Vereine auf dem Spielplatzgelände, der 1897 gegründete „Lawn-Tennis-Tournament-Club“ (Rot-Weiss), und ein „Akademischer Sport-Club“ aus dem gleichen Jahr, keine Schüler als Mitglieder aufnahmen. Zwar ließ man sie immer wieder auf freien Plätzen spielen, aber ein regelmäßiges Training war unter diesen Umständen nicht möglich. Im Laufe der Zeit zeigte sich aber, dass ein geschlossenes Auftreten der Jugendlichen gegenüber der Spielplatzaufsicht besseren Zugang zu den Plätzen versprach. Und so entschieden sich am 19.5.1899 vier Schüler, Ernst Zehrmann, Carl Lange, Otto Griebel und Ulrich Meyer, alle fünfzehnjährig, in einer der Holzhütten am Rande der Spielplatzanlage zur Gründung einer eigenen Gemeinschaft, der „Lawn-Tennis-Vereinigung 1899“, die sich etwas später die
Farben Blau und Weiss zulegte.
Die neue Vereinigung erfuhr großen Zulauf und bildete mit der erstaunlichen Spielstärke ihrer Mitglieder schnell eine wichtige Adresse im Berliner Tennissport.
Ende 1905 kam es jedoch zur Katastrophe: die Spielplatzgesellschaft beendete ihre Tätigkeit und überließ es den auf ihren Plätzen beheimateten Vereinen und Spielergruppen ihre eigenen Wege zu gehen. Hektisch wurde nach Lösungen gesucht, aber Blau-Weiss fand keine. Die Saison 1906 fiel einfach aus. 1907 übernahm der erfahrene Unternehmer Alexander Flinsch den Vorsitz der Vereinigung und ging die Probleme mit großer Energie an. So fand er eine Spielmöglichkeit für den Club auf einer Tennisanlage am Kurfürstendamm und ließ außerdem Blau-Weiss 1907 im Interesse größere Rechtssicherheit in das Vereinsregister eintragen. Der Name von Blau-Weiss änderte sich damit von „Tennisvereinigung 1899“ zu „Tennisclub 1899 e.V.“.
1909 konnte schließlich ein größeres Grundstück in Halensee an der Paulsborner- Ecke Albrecht-Achilles-Str. gepachtet und 9 Plätze sowie das erste Clubhaus der Vereinsgeschichte gebaut werden. Die Anlage wurde sehr gelobt und blieb über den 1. Weltkrieg hinweg 16 Jahre lang die Heimat von Blau-Weiss. Sportlicher Höhepunkt dieser mit vielen Wettkämpfen und Turnieren ausgefüllten Zeit war wohl 1921 der Sieg unserer 1. Herrenmannschaft in der damals noch inoffiziellen 1. Deutschen Vereinsmeisterschaft des Deutschen Tennisbundes.
Ende 1920 verstarb der Eigentümer des gepachteten Halensee-Grundstücks und die Erben dachten über einen Verkauf nach. Der Club musste sich wieder einmal einen neuen Standort suchen. Die Suche wurde lang und schwierig, aber auf der Jahreshauptversammlung 1925 konnte der Vorstand zur Überraschung aller einen Pachtvertrag über ein ideales Areal im Grunewald, die heutige Blau-Weiss Anlage, präsentieren. Die auf Planungen der Berliner Architekten Georg Demmler und Paul Karchow basierenden Erd- und Bauarbeiten verliefen zügig, so dass bereits Mitte 1926 auf 12 Plätzen gespielt werden konnte. Das Clubhaus wurde im Sommer 1928 eingeweiht. Als besondere Attraktion entstand auf dem Clubgelände ein Natur-Tennisstadion von bisher unbekannter Größenordnung. So drängten sich 1929 bei einem Schaukampf zwischen dem deutschen Altmeister, Otto Froitzheim, und dem damaligen französischen Weltklassespieler, René Lacoste, über 6000 Zuschauer auf den Rängen, um das sensationelle Ereignis mitzuerleben.
Das ganze Ensemble, 1933 ergänzt um ein Schwimmbad, steht heute unter Denkmalschutz. 1938 konnte zudem ein angrenzendes großes Gelände für den Hockeysport erworben werden. Alles ist seit 1940 Eigentum des Clubs.
Neben der Grundlage für eine Intensivierung des sportlichen und gesellschaftlichen Miteinanders bot die neue Anlage insbesondere auch die Möglichkeit, verstärkt Wettkämpfe auf hohem Niveau zu organisieren. Die lange Liste dieser Veranstaltungen umfasste internationale Turniere, Städtewettkämpfe, Weltmeisterschaften der Berufsspieler (mit Bill Tilden), Davis-Cup Begegnungen mit Südafrika (1927) und den Niederlanden (1933) und viele andere.
Insgesamt waren die frühen1930er Jahre für Blau-Weiss eine positive Zeit, auch wenn die Nationalsozialisten mehr und mehr die Kontrolle über den Sport an sich zogen und insbesondere die Internationalität der Wettkämpfe einschränkten. Der Krieg bereitete alledem ein Ende.
Eine der ersten Anordnungen der sowjetischen Besatzungsmacht nach Kriegsende war ein Verbot aller bestehenden Vereine. Blau-Weiss gab es damit nicht mehr. Die Clubanlage wurde kurze Zeit später von den inzwischen in Berlin eingerückten britischen Truppen beschlagnahmt und als Offiziersclub mit dem Namen „Blue White“ genutzt.
Obgleich der Tennissport in den Monaten danach unter Behördenregie langsam wieder möglich wurde, blieb die Sehnsucht nach den traditionellen Vereinen groß. Es dauerte aber Jahre bis Blau-Weiss im Februar 1949 schließlich die Erlaubnis zum Neustart erhielt. Aber wo sollte man spielen, an der Waldmeisterstr. wurde ja noch immer Englisch gesprochen? Wie 1906 und 1925 fand man auch diesmal eine Lösung. In Schmargendorf gab es eine einfache Anlage mit 13 Plätzen, die man nutzen durfte. Die Rückkehr zum Roseneck blieb aber stets Sehnsuchtsziel und Gegenstand vieler Bemühungen.
Endlich, 1950, gaben die Briten 9 Plätze frei, 1952 dann das ganze Gelände samt Clubhaus. Das Frühlingsfest 1952 geriet zu einem grandiosen Ereignis. Die nächsten Jahre waren damit ausgefüllt, die alte sportliche und gesellschaftliche Bedeutung des Clubs zurückzugewinnen. Hierfür war nichts besser geeignet, als Turniere und Wettkämpfe überregionalen und internationalen Formats auf die Anlage zu holen. Dies geschah wann immer möglich, und so konnte man dort regelmäßig ein buntes sportliches Geschehen von normalem Vereinssport bis zu internationalen Turnieren und Wettkämpfen erleben, wie zum Beispiel Länderkämpfe der Damen gegen Italien (1956) und Frankreich (1957). Besonders gefeiert wurden die Siege der Blau-Weissen Herrenmannschaft über Rot-Weiß 1954 und 1969. Die Blau-Weissen Damen konnten von 1968 bis 1970 dreimal die Deutsche Vereinsmeisterschaft gewinnen.
Auch die Hockey-Damen zeigten ihre Klasse, indem sie 1951 bis in das Finale der Deutschen Meisterschaft vordrangen. Das größte sportliche Ereignis in der Clubgeschichte gab es jedoch 1967 mit der Ausrichtung des Federation Cup, der Weltmeisterschaft der Damen-Nationalmannschaften im Tennis. Diese sportlich überragende Veranstaltung war vom Club so hervorragend organisiert worden und atmosphärisch so eindrucksvoll, dass anschließend von ausländischer Seite der Wunsch zu hören war, Blau-Weiss möge doch ständiger Standort des Wettbewerbs bleiben.
Im Laufe der Jahre zeigte sich immer deutlicher, dass Kriegs- und Nachkriegszeit der Anlage erheblich zugesetzt hatten. Umfassende Sanierungsarbeiten, aber auch Modernisierungen in größerem Stil waren unumgänglich, wollte man auf der Höhe der Zeit bleiben. Zu den Defiziten, die immer wieder beklagt wurden, gehörte insbesondere das Fehlen einer Spielmöglichkeit im Winter. Anfang der 1960er Jahre schlug ein Vorstandsmitglied vor, Plätze der Anlage mit einer selbsttragenden Kunststoffhalle zu überdachen. Dies traf zunächst auf Skepsis, wurde aber weiterverfolgt und schließlich umgesetzt. Das Konzept bewährte sich und ist zum Vorbild für viele solcher Hallen in ganz Deutschland geworden.
Später – im Jahre 1971 – errichtete der Club auf dem Hockeygelände zusätzlich noch eine feste Halle mit 4 Plätzen, die im Jahre 1989 auf 5 Plätze erweitert wurde.
1986 fanden all diese Anstrengungen auch eine besondere öffentliche Anerkennung. Die „Welt am Sonntag“ reihte Blau-Weiss unter die 10 schönsten Tennisclubs der Welt ein. Für den Club war und ist dies Verpflichtung und Ansporn, dem hohen Standard auch weiterhin zu entsprechen. Blau-Weiss gehört heute der weltweiten „Association of Centenary Tennis Clubs“ an und ist Mitglied der Vereinigung „Leading Tennis Clubs of Germany“.
Ein weiteres, wichtiges Vorhaben aus den 1990er Jahren war die notwendig gewordene Sanierung und Modernisierung des Schwimmbad-Areals einschließlich eines größeren Neubaus im Bereich des Eingangs.
Bei der Finanzierung stützte man sich auf Förderzusagen des Berliner Senats, die jedoch in der schwierigen Zeit nach dem Fall der Mauer von Politik und Öffentlichkeit mehr und mehr in Frage gestellt wurden. Letztlich entschloss sich der Club daher, die notwendigen Gelder selbst aufzubringen. Dies war ein Kraftakt, aber er gelang. Ende 1994 konnte Blau-Weiss stolz die Einweihung des neuen Badehauses mit geräumigen Umkleidemöglichkeiten, einem Gymnastikraum und einer Sauna feiern.
Die Bautätigkeit des Clubs war damit aber bei weitem nicht ausgereizt. Auf Tennishalle und Schwimmbadhaus folgten der Bau eines Kunstrasenplatzes für die Hockeyabteilung (2001), eine spezielle Gästegarderobe (2002), ein Hockey-Clubhaus (2005) und manches mehr.
Blau-Weiss ist immer auf die Pflege und Vervollständigung seiner Anlage bedacht gewesen. Weitere, schon von den Mitgliedern beschlossene Bautätigkeiten, stehen vor der Realisierung.
Die damit einhergehende Attraktivität des Clubs, die weit über die nationalen Grenzen hinaus wahrgenommen wird, schlägt sich immer wieder auch in besonderen Ereignissen nieder. So richtete zum Beispiel die deutsche Fußball-Nationalmannschaft zur Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland ihr Trainings- und Fitnesszentrum auf unserer Hockeyanlage ein.
In sportlicher Hinsicht ist Blau-Weiss mit 91 Damen-und Herrenmannschaften über alle Ligen hinweg vertreten – die 1. Tennismannschaft der Damen und die Hockey-Teams der Damen und Herren sogar auf Bundesliga-Niveau.
Die vergangenen 120 Jahre waren eine bewegte, oft belastende Zeit. Mitglieder und Mitarbeiter mehrerer Generationen haben es dennoch geschafft, gemeinsam eine Sportinstitution aufzubauen und zu bewahren, die damals wie heute mit ihren vielfältigen Möglichkeiten für Jung und Alt eine besondere Attraktivität ausstrahlt. Wir sind stolz darauf, insbesondere auch darauf, immer wieder Bestätigungen zu erhalten, dass Blau-Weiss einen der vorderen Plätze unter den schönsten Tennis- und Hockey-Vereinen weltweit einnimmt.
In der nächsten Transformationsstufe beabsichtigen wir, unsere Anlage weiter zu modernisieren und neue, innovative Angebote zu entwickeln, um auch in Zukunft den hohen Standard zu halten.
Wir sind bereit dafür und freuen uns auf das, was kommt: eine Zukunft, die unsere Traditionen bewahrt und unseren Club als lebendigen Mittelpunkt im Hinblick auf Innovation, Modernität und Nachhaltigkeit erhält.